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Matthias Politycki: Das kann uns keiner nehmen

Matthias Politycki: Das kann uns keiner nehmen

Matthias Politycki, »Alles wird gut«. 301 S.

Die ersten Seiten von Matthias Polityckis Roman lesen sich wie ein schlechter Witz: Treffen sich ein Bayer und ein Hamburger auf dem Kilimandscharo … Ein stets um politische Korrektheit bemühter 63-jähriger Intellektueller möchte während seiner Bergbesteigung des Kilimandscharo den Schmerz einer gescheiterten Liebe endgültig begraben. Leider wird er dabei von einem trinkfreudigen, rastlosen Münchner gestört, der mit Kommentaren in »bayuwarischem Spaß-Suaheli« um sich wirft. Die ungleichen Charaktere verbringen gezwungenermaßen mehrere Tage miteinander in Ostafrika und schließen – wenig überraschend – dennoch Freundschaft. Einer der beiden Männer ist sterbenskrank, was das Sujet zusätzlich abgenutzt wirken lässt. Umschlossen wird es dabei von Themen wie Toleranz, Hochmut, Liebe, Rassismus, dem Umgang mit Stereotypen und der eigenen Furcht vor dem Fremden. Die leicht absurd verlaufenden Abenteuer auf dem einwöchigen Roadtrip, die der »Windelhansi« und der »Tscharli« erleben, erreichen selten einen richtigen Höhepunkt, wechseln stattdessen meist kurz davor die Richtung oder kehren in Varianten wieder. Diese Kunstgriffe verleihen dem Reiseroman gemeinsam mit der flapsigen Trockenheit der Dialoge eine gewisse Rasanz. Etwas spannender wird es durch die Rückblenden auf die Biografien der beiden Protagonisten. Die hintergründige Traurigkeit, die beide Männer in sich tragen, wird dadurch nachvollziehbarer und verleiht den Charakteren, die auf ihrer gemeinsamen Reise immer symbiotischer werden, deutlichere Konturen. Was auf den ersten Blick plakativ wie das Erinnerungsfoto eines ewig gleich aussehenden Sonnenuntergangs wirkt, entwickelt sich im Laufe der Geschichte immerhin zu einem eindringlichen Bild von Individualität und Freundschaft Hanna Schneck


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