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Nichtseattle

Nichtseattle

Haus

Haus

Verwunderung, bisweilen unverständliches Kopfschütteln rief Katharina Kollmann alias Nichtseattle vor zwei Jahren allerorts hervor, als sie ihr zweites Album »Kommunistenlibido« veröffentlichte. Was sie sich denn dabei gedacht habe, dieses Tabuwort – K O M M U N I S M U S – gut 30 Jahre nach der sogenannten Friedlichen Revolution zu bemühen, noch dazu als Ostdeutsche. Dabei wollte die 1985 Geborene selbstredend keine Sympathien für Stasi und Mauer bekunden, sondern lediglich ihrer Sehnsucht nach Geborgenheit und weniger Ellbogenmentalität Ausdruck verleihen. Daran knüpft auch das neue Album »Haus« an, das entgegen der naheliegenden Interpretation keinesfalls einen Rückzug ins Private propagiert – im Gegenteil. Bereits im fantastischen Opener »Beluga« singt Kollmann gegen hippieske Häuslichkeit an, die sich mit Quinoa, Bio-Beluga-Linsen und Yoga im Gepäck Harmonie und Weltfrieden herbeihalluziniert. Am Ende singt sie dann zusammen mit dem von ihr geleiteten Kaufhallenchor »Ich tret auf unsere Marktanteile / Schieß die weg und fahr ne Weile / Nachts durch meine Zuhausestadt / Die keine Ahnung von Liebe hat«, was einem auch beim 25. Hörgang noch eiskalte Schauer über den Rücken jagt. Auch der Rest des Albums überzeugt durchgehend mit chansoneskem Indie-Pop im Slowcore-Tempo, wenngleich kein zweiter Übersong wie »Beluga« dabei ist. Wäre aber zugegebenermaßen auch etwas zu viel verlangt. Luca Glenzer


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